Beinwell! Einige neue Überraschungen aus der Wissenschaft

Beinwell, wissenschaftlich Symphytium officinalis, ist nicht nur eine sehr schöne Pflanze, sondern auch ein sehr erfolgreiches und wirkungsstarkes Heilkraut! Mehrere Kommissionen, wie die deutsche Kommission E und die Europäische wissenschaftliche Kommission für Phytotheraie (ESCOP, 2009) haben Beinwell positiv für Behandlung von stumpfen Verletzungen eingeschätzt (1). 

Beinwell enthält sehr viele Wirkstoffe: Allantoin, Phenolsäuren wie Rosmarinsäure, Polysaccharid-Schleimstoffe, Koffeinsäure und viele Glykopeptide. Aber, und das ist jetzt sehr wichtig, Beinwellwurzeln enthalten auch Pyrrolizidin Alkaloide, welche giftig sind und die Leber schädigen und krebserregend sein können. Das ist eine wirkliche Einschränkung für die Anwendung dieser Heilpflanze (1)! 

Klinische Studien haben gezeigt, dass die Behandlung von Fußverstauchungen mit einer Beinwellsalbe im Vergleich zur Behandlung mit dem chemischen Wirkstoff Diclofenac ähnlich gut ist, und Beinwell auf keinen Fall weniger wirksam ist. Bei einigen Merkmalen war Beinwell dem Diclofenac sogar überlegen (2).

Studien über die Wirksamkeit einer Pflanze sind schon einmal sehr gut. Viel spannender ist es aber zu erforschen welche Wirkungsweise Heilpflanzen haben. Eine vor kurzem erschienene Studie hat untersucht, wie sich ein Beinwellwurzelextrakt auf das Wachstum von Knochenzellen auswirkt. Dafür sind Stammzellen aus dem Knochenmark in vitro gezüchtet worden und ihre Entwicklung zu Osteoblasten (das sind Knochenbildende Zellen) in Anwesenheit und Abwesenheit von Beinwellwurzelextrakt verfolgt worden. Und Bingo! In Anwesenheit von Beinwell war die Entwicklung der Knochenzellen schneller (3). Das zeigt, daß das Wort „Beinwell“ Sinn macht und ist ein starker Hinweis, aber noch kein Beweis, wie diese Heilpflanze bei Knochenbrüchen wirken könnte. Solche Studien müssen noch wiederholt und weitergeführt werden, bis die Ergebnisse überzeugend sind.

Ungiftiger Beinwell mit Hilfe der Genschere herstellen?

Eine wirkliche Einschränkung für die Anwendung von Beiwell ist dessen ziemlich hoher Gehalt an Pyrrolizidin Alkaloiden. Es ist daher angeraten Beinweill nie innerlich zu konsumieren, sondern nur äußerlich anzuwenden und nur für einige Tage. Es gibt auch spezielle Beinwellpflanzen, die einen niedrigeren Gehalt an Pyroolizidinen haben. Aber eine wirklich innovative Sache ist die Herstellung von Pyrrilozinenfreiem Beinwell mittels der Genschere. Die Genschere ist eine neue Technik, die teilweise auch in Österreich entwickelt wurde und für dessen Entwicklung 2020 der Nobelpreis an Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna vergeben wurde. Mit dieser Methode können kleine genetische Veränderungen an ganz präzise Stellen vorgenommen werden, um Gene zu desaktivieren oder um Gendefekte zu korrigieren. Die europäische Commission hat die Methode als „Gentechnik“ eingestuft, was die Anwendung und Züchtung des ungiftigen Beiwells etwas schwieriger macht. Was mir jedoch an dieser Tatsache gefällt, ist, dass es ein wunderbares Beispiel ist um den Nutzen dieser Methode zu diskutieren. Will man den natürlichen giftigen Beinwell, oder den mittels Genschere ungiftigen Beinwell (4)?

Zitate:

  • Comfrey: A clinical Overview, von Christine Staiger; Phytotherapy Research 2012, vol 25:  1441-1448
  • Efficacy of a Comfrey root extract oinment in comparison to a Diclofenac gel in the treatment of ankle distortions: Results of an observer-blind, randomized, multicenter study. Predel H.-G. et al. Phytomedicine 2005, vol 12; 707-714
  • Symphytum officinale augments osteogenesis in human bone marrow-derived mesenchymal stem cells in vitro as they differentiate into osteoblasts. Dey D. et al; Journal of Ethnopharmacology vol 248; 112329
  • CRISPR/Cas9-mediated genome editing in Comfrey (Symphytum officinale) hairy roots results in the complete eradication of pyrrolizidine alkaloids. Zakaria M.M, Schemmerling B and Ober D.  2021, Molecules 26;1498

Share your thoughts